„… und ich bin nach Reading zu einem mir wie auch ihm befreundeten Lehrer gefahren, der sich mit der Konstruktion einer Maschine beschäftigte, von welcher ich heute noch nicht weiß, um was für eine Maschine es sich handelt, obwohl ich jahrelang schon von ihm, dem Konstrukteur, in die Konstruktion dieser Maschine eingeweiht bin, auch Roithamer wusste nicht, um was für eine Maschine es sich bei der Maschine von Reading, wie wir sie nannten, handelte …“
Thomas Bernhard, Korrektur
Kein Zweifel. Rhein II bedeutet den Rhein. Was aber ist sein Sinn? Wer am Rhein auf der Höhe von Düsseldorf-Oberkassel steht, sieht auf der gegenüberliegenden Uferseite Baumreihen und das Stromkraftwerk Lausward. Andreas Gursky hat dieses Flusspanorama in Rhein II bereinigt. Das Bild zeigt wenige horizontale Streifen, die durch den Wechsel von Ufer, Fluss, Himmel und einem schmalen Fahrweg im Vordergrund entstehen.
Für gewöhnlich modellieren Rheinbilder kollektive Vorstellungen. So spiegelt sich in den Fotoreportagen der 1950er Jahre vom Rhein die prosperierende wirtschaftliche Entwicklung dieser Jahre. Beispielhaft hierfür sind Robert Häussers Bilder des Rhein-Hafens in Mannheimm von 1957. Gurskys Rhein II hingegen ist eine strenge, geradlinige Abstraktion von allem Dokumentarischen, Klischeehaften und Mythischen. Als solche kann sie aber zugleich wieder als Projektionsfläche dienen. Wer vor dem zwei Meter hohen und gut dreieinhalb Meter breiten Bild steht, vergleicht das, was er da sieht, unweigerlich mit seinen Vorstellungen und Gedankenbildern vom Rhein und füllt es imaginär mit ihnen. Er springt ein, wo das Bild auf das Szenische und Anekdotische verzichtet.
Bildquelle
Tate Gallery