Der Fotograf Fred Stein hat sich über die Fotografie und das Fotografieren auf widersprüchliche Art und Weise geäußert. Einerseits sah er den Sinn der Fotografie darin, „einen Ersatz für den lebenden Menschen zu schaffen“. Beim Fotografieren aber sei er vorgegangen „wie ein Jäger, der sein Ziel anvisiert“.
Wendungen wie „Schnappschuss“ oder „ein Bild schießen“ finden sich häufig, wenn vom Fotografieren die Rede ist. Ihr Ursprung in der Jägersprache ist unverkennbar. So bezeichnet „Schnappschuss“ im eigentlichen Wortsinn das Schießen aus der Hüfte ohne sorgfältiges Zielen.
In solchen Wendungen deutet sich immer auch ein Misstrauen gegenüber der Fotografie und ihrem vielzitierten Vermögen an, ihrem Gegenstand lebendige Dauer zu verleihen. Siegfried Kracauer hat in Die Photographie dieses Misstrauen in eindrücklichen Bildern beschrieben und die Verschränkung von Abbildung und Vernichtung, Dauer und Verschwinden thematisiert.
Bei Kracauer driften die Zeitlichkeit im Bild und der Zeitpunkt der Betrachtung auseinander. Je älter ein Bild sei, desto fremder werde für den Betrachter das Dargestellte. Eine Fotografie bestätige allenfalls, dass das Abgebildete zum Zeitpunkt der Aufnahme existiert habe. Da die Fotografie im Gegensatz zum selektiv arbeitenden, Sinn erzeugenden Gedächtnis aber lediglich „die räumliche Konfiguration des Augenblicks“ abbilde, überlebe das Abgebildete im Bild eben gerade nicht. Die Fotografie vergegenwärtige so letztlich nur „die Totenwelt in ihrer Unabhängigkeit vom Menschen.“