Utatane heißt eine 2001 erschienene Serie von Fotografien der japanischen Fotografin Rinko Kawauchi. Utatane bedeutet so viel wie Sekundenschlaf. Und tatsächlich scheint es so, also inszeniere nicht die Fotografin die Fotografien, sondern als tauchten diese wie Traumbilder aus einem Unbewussten auf.
Gleichwohl gehorcht die Serie einem ebenso subtilen wie strengen Ordnungsprinzip. Die quadratischen Fotografien bilden jeweils Paare, die inhaltlich, formal oder farblich aufeinander Bezug nehmen. Was in den zerbrechlichen High Key-Fotografien Rinko Kawauchis dabei aufscheint, sind die kleinen, zumeist unbeachteten Dinge und Szenen des Alltags. Beiläufig zeigen die schnappschussartigen Fotografien mit ihren schiefen Horizontlinien, Unschärfen und harten Schnitten Menschen in der U-Bahn und auf Straßen, spielende Kinder, tägliche Verrichtungen usw.
Das Gewöhnliche weist allerdings über sich hinaus. Die Fotografien verhandeln zumal in ihren paarweisen Gegenüberstellungen grundlegende Themen: die Zerbrechlichkeit des Lebens, Grundbedürfnisse allen Lebens wie z.B. Durst oder Alter, Sterben und Tod. Der Mensch erscheint in Rinko Kawauchis Fotografien nicht als Wesen, das aus dem Kreis der ihn umgebenden Lebewesen und Dinge hervorgehoben ist, sondern als Teil eines spirituellen Ganzen, das keine Unterschiede kennt.