Gegen Walter Benjamins Einschätzung, dass auch für die Fotografie die „Frage nach dem echten Abzug keinen Sinn“ mehr habe, weil von einer Fotografie eine „Vielheit von Abzügen“ möglich sei, wurde eingewandt, dass der Fotografie, indem ihr im Kunstbetrieb ein Kunststatus zugestanden wird, sehr wohl die Aura des echten und einmaligen Werks von Künstlerhand zugebilligt werden müsse.
Was nach Benjamin für die analoge Fotografie gilt, trifft aber erst recht auf die digitale Fotografie zu: dass in ihr „die Hand von den wichtigsten künstlerischen Obliegenheiten entlastet“ ist. Mehr noch: In ihr bestimmen noch vor Hand und Auge die Algorithmen der digitalen Bildsensoren und der Software, mit denen digitale Bilder automatisch und für die meisten nicht nachvollziehbar verarbeitet werden, Aufnahme und Nachbearbeitung. Noch die Manipulierbarkeit, die, wie verschiedentlich betont wurde, zu einem radikalen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Fotografie führt, entzieht sich so dem, der das Bild macht.