Raum II – László F. Földényi
Peter Zumthor, Bruder-Klaus-Feldkapelle
Der Raum ist mehr als die Landschaft; er gehört zu den Grundlagen unserer Existenz, und gerade deshalb werden wir nur selten auf ihn aufmerksam. Eine Landschaft versetzt uns meist in Erstaunen, der Raum nur in den seltensten Fällen. Das geschieht dann, wenn ein Teil von ihm künstlich abgespalten wird und den unendlichen Raum – als Gebäude – in eine begehbare und bewohnbare Insel verwandelt. Ein solch konkreter Raumausschnitt macht das Verhältnis des Menschen zum Raum wahrnehmbar. Durch die Erschaffung eines Gebäudes kristallisiert sich ein Stück Raum zu etwas Eigenständigem heraus und macht uns bewusst, wie sehr wir uns im Raum befinden, untrennbar mit ihm verbunden sind. Ein Gebäude wird dann zu einem Erlebnis, wenn der abgespaltene Raumausschnitt in einem das Gefühl erweckt, im Endlichen stehend auch ein Teil des unendlichen Raumes zu sein, wenn man hier und jetzt, in einem sehr begrenzten Raumausschnitt, dem Gebäude also, das Grenzenlose erfahren kann.
László F. Földényi, Lob der Melancholie