Benjamin Katz, Berlin Havelhöhe 1960/1961

Ein Mann steht tief im Bild an einer Straßenecke. Er steht im Licht, das zwischen zwei Häusern hindurchscheint. Ein letzes Mal blickt er zurück. Gleich wird er links zwischen den Häusern verschwinden.

„Berlin Havelhöhe 1960/1961“ hieß die Ausstellung, die jüngst im Museum Ludwig in Köln zu sehen war. Das Bild des Mannes an der Straßenecke war eines von 45 Abzügen und insgesamt 318 kleinformatigen Vintageprints, die im Museum Ludwig in einer Sonderausstellung anlässlich des 80. Geburtstage des Fotografen Benjamin Katz gezeigt wurden.

Benjamin Katz, Berlin Havelhöhe 1960/1961 (Quelle: Museum Ludwig)Katz, 1939 in Antwerpen in Belgien geboren, verbrachte 1960/1961 wegen einer Tuberkolseerkrankung anderthalb Jahre im Krankenhaus Havelhöhe im Südwesten von Berlin. In dieser Zeit fotografierte dern den Alltag der Patienenten und Mitarbeiter der Klinik sowie das Gelände und die Gebäude, die im Nationalsozialismus Standort einer Luftkriegsakademie waren. Das Bild des Mannes, der einen letzten Blick zurück wirft, ist exemplarisch für die Fotoreihe „Havelhöhe“, denn Abschied ist das geheime Thema dieser Reihe. Ob es der Mann an der Straßenecke ist, der dem Betrachter einen letzten Blick zuwirft, der junge Mann auf der Treppe, der das Bild gleich nach unten hin zu verlassen scheint, oder Bild des älteren Mannes, der den Betrachter mißtrauisch anblickt: hier werden Menschen gezeigt, die im Verschwinden begriffen sind.

Und dann ist da noch der Mann, der, offensichtlich krank, im Bett eine Zeitung liest und den Betrachter aus dem Bild heraus anschaut: Wie weit ist doch er von der Zuversicht entfernt, die aus der Überschrift spricht, mit der Adenauer in der Zeitung ankündigt: „In 14 Tagen bin ich wieder Kanzler“.